Die Arteria tibialis posterior (Ni 3), die erste Struktur, die wir auf der Ebene der „Nierenkugel“ testen, befindet sich in einer Vertiefung zwischen der Spitze des medialen Malleolus und der Tendocalcanei (Achillessehne) ; der arterielle Puls ist an dieser Stelle normalerweise tastbar!
Die Akupunkturindikationen für diesen Punkt entsprechen sehr stark den Symptomen, die man bei älteren Menschen finden kann: Kreuzschmerzen, Schwäche der unteren Extremitäten, Taubheit, Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen, Verstopfung, häufiges Wasserlassen.
Das Fehlen eines Tibialis Fußpulses[1] sollte auch vor einer möglichen arteriellen Verschlusskrankheit der unteren Extremitäten warnen.
Hinter der Arterie, oberhalb ihrer Insertion am Calcaneus werden wir die Tendocalcanei (Achillessehne) an ihrem medialen Rand testen (Ni 4). Im Falle einer Läsion kann die Normalisierung dieses Punktes bei Achillessehnenentzündungen eine echte Erleichterung bringen. Dieser Akupunkturpunkt steht im Zusammenhang mit den Symptomen, die das Gefühl der Angst ausmachen: Angst, Zurückgezogenheit, geistige Verwirrung, Herzklopfen und Atemnot.
Unterhalb des vorherigen Punktes, auf Höhe des oberen inneren Randes des Calcaneus, befinden sich die Calcaneusäste des Nervus tibialis (Ni 5), die sich später aufteilen und die Innenseite dieses Knochens bedecken, indem sie sich in verschiedene Äste aufteilen. Die Hauptindikation für diesen Akupunkturpunkt betrifft die Genitalien wie Menstruationsstörungen, Gebärmuttersenkung, Miktionsstörungen, Prostatahypertrophie und Harnwegsinfektionen. Lokal kann dieser Punkt einen erheblichen Einfluss auf Fersenschmerzen haben.
Der letzte Punkt, der der Projektion des Sinus tarsi [2](Ni 6), entspricht, befindet sich in einer Vertiefung unterhalb des unteren Randes des Malleolus medialis im Gelenkspalt zwischen Talus und Calcaneus. Sie enthält zwei lig. talocalcaneum interosseum (in der Abbildung unten links grün dargestellt).
Sie sorgen für eine gute Gelenkkongruenz. Dies ist ein Schlüsselpunkt bei der Behandlung einer subtalaren Gelenkverletzung [3] wie auch bei der Behandlung eines Tarsalkanalsyndroms.
Der Zugang zum Sinus tarsi befindet sich vor dem Retinaculum musculorum flexorum unter dem Malleolus mediale und hinter der Tuberositas ossis navicularis; der Ni 6 liegt in der Projektion der beiden oben genannten Bänder.
In der traditionellen chinesischen Medizin kann die Fixierung dieses Punktes Auswirkungen auf den Schlaf haben (Schlaflosigkeit in der Nacht, Schläfrigkeit am Tag). Er kann auch mit urogenitalen Störungen in Verbindung stehen und lokal die Ursache für einen Kanalkonflikt am Tarsus sein.
Sollten mehrere dieser Punkte in Läsion sein, könnten wir mit dem Balance-Test leicht eine Rangfolge der zu behandelnden Punkte aufstellen.
Anschließend könnten wir mit einer Technik zur Dekompression des Retinaculums musc. flexorum die Behandlung abschließen.
[1] Bei der Suche nach einer beginnenden Arteriopathie bleibt der Tibialis-posterior-Puls der beste Indikator, da der Fußpuls in 10% der Fälle ohne funktionelle Anomalien abwesend ist.
[2] Der Sinus tarsus ist eine trichterförmige Knochenrinne zwischen Talus und Calcaneus. Seine schmale mediale Öffnung befindet sich hinter dem Sustentaculum tali, während seine größere laterale Öffnung direkt vor dem Malleolus lateralis liegt.
[3] Das Sinus-tarsus-Syndrom äußert sich durch tiefe Schmerzen im untern Sprunggelenk wobei in den meisten Fällen eine Instabilität des Fußgelenks vorliegt. Bei einem Sinus-tarsus-Syndrom finden wir häufig einen Verschluss der medialen Öffnung (Punkt Ni6) und umgekehrt eine Öffnung (Diastase) der lateralen Öffnung.